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Foto: G. Hammer
Landesbischof Fischer im Gespräch mit der landeskirchlichen Beauftragten für die GemeindediakonInnen, Frau Andritschky und Dekan Ihle
von Christina Müller, Öffentlichkeitsreferentin im Evangelischen KirchenbezirkKarlsruhe und Durlach
Seit zehn Jahren gibt es das Diplom-Religionspädagogengesetzin der Evangelischen Landeskirche in Baden. Bei der Feier am Mittwoch, 17. Maiin Karlsruhe, stand es im Mittelpunkt. „Die Frühjahrssynode der Badischen Landeskirchebefasste sich im Jahr 1996 intensiv mit dem Diplom-Religionspädagogengesetz“,erinnerte Annemarie Andritschky M.A., Landeskirchliche Beauftragte für den Einsatzvon Gemeindediakonen, zu Beginn der Veranstaltung.
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Die 150 Anwesenden befassten sich mit dem aktuellen Berufsfeld von Diplom-Religionspädagoginnen und –pädagogenheute. Der Diakonenkonvent des Kirchenbezirks Lörrach zeigte auf amüsante Artund Weise in wie vielen unterschiedlichen Bereichen die Berufsgruppe tätig ist.Eine Jugendreferentin hat da so ihre Not mit der Terminfindung mit anderen Kollegen.Sie muss eine Freizeit vorbereiten, zum Stadtjugendausschusstreffen, und soweiter. Hier wurde deutlich mit wem Religionspädagoginnen und –pädagogen inihrem Alltag kooperieren.
Zuvor hatte Annemarie Andritschky den „Blick zurück“getan und vom Berufsalltag der Gemeindehelferinnen berichtet. „Der Beruf desReligionspädagogen war früher ein Frauenberuf“, erklärte Andritschky. DurchFreifrau Marie von Marschall hatte sich im Jahr 1916 der „Evangelische Frauenverbandfür Innere Mission“ gegründet, der auch die soziale Frauenschule in Freiburgins Leben rief. „Im Jahr 1920 legten zwölf Schülerinnen ihr Examen ab“, sagtedie Referentin. Damals konnten die Absolventinnen von Kirche und Staat angestelltwerden. Im Jahr 1928 waren 48 Gemeindehelferinnen von den jeweiligen Kirchengemeindenin Baden angestellt. Das Arbeitsfeld war bereits damals vielfältig: von derBüroarbeit über Besuche bei Kranken und jungen Müttern, bis hin zur Jugendarbeitund der Erteilung von Religionsunterricht. In der Zeit des Zweiten Weltkriegsmussten sich die Gemeindehelferinnen zurecht finden im Flügelkampf der EvangelischenKirche zwischen „Deutschen Christen“ und „Bekennender Kirche Nach dem Ende desKriegs halfen sie bei Mittagstischen und der Verteilung von CARE-Paketen mit.In den 50er Jahren waren 129 Gemeindehelferinnen in Baden im Dienst. Erstmalsbesuchten dann auch Männer das „Evangelische Seminar für Wohlfahrtspflege undGemeindedienst“. „Zusammengefasst kann gesagt werden, dass der Beruf des Gemeindehelfersentstand, weil es Bedarf gab“, schloss Annemarie Andritschky.
Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand dasReferat von Landesbischof Dr. Ulrich Fischer zum Thema: „Die Vermittlung desHeiligen in religionspädagogischer Kompetenz“. Der Bischof erläuterte die Kompetenzder Religionspädagogen zur Vermittlung des Heiligen an fünf Handlungsfeldern.Dazu zählen: das religionspädagogische Handlungsfeld, im Religionsunterricht,Konfirmandenunterricht, Jugendarbeit, Kindertagesstätten. Des weiteren gehörtdazu das pädagogische Handlungsfeld in Gemeinde und gemeindeübergreifenden Zusammenhängen.Das bedeutet in Gruppen der Gemeinde, auf Bezirks- und Landeskirchenebene. Religionspädagogenagieren auch im diakonischen, seelsorgerlichen und verkündigenden Handlungsfeld.Einige arbeiten in den Diakonischen Werken der Landeskirche, andere als Seelsorgerin Altenheime, Krankenhäusern und im Gefängnis.
Und auch der Bereich der Öffentlichkeitsarbeitgehört dazu, wie der Bischof betonte. In der anschließenden Aussprache zum Referatmachte der Ulrich Fischer deutlich, dass sowohl Pfarrerinnen und Pfarrer alsauch Religionspädagoginnen und –pädagogen für die evangelische Kirche stehen.„Die Menschen nehmen beide Berufsgruppen durch ihr Agieren wahr“, so Fischer
.„Was würde fehlen, ohne Religionspädagogen in unserer Landeskirche?“, fragteDekan Günter Ihle, der das Gespräch mit dem Bischof moderierte. „Jede Mengean Lebendigkeit und Kreativität sowie innovativer Tätigkeit mit Menschen“, sagteder Bischof und bedankte sich bei allen, die in diesem Beruf für die Kirchetätig sind.
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Lydia Boyng, Pforzheim als Kassandra und Ute Mickel, Mannheim als Damokleisia betätigten sich als Wahrsagerinnen über die Zukunft des Berufsstandes
Im letzten Teil der Feier waren die Gedanken vor allemauf das „Morgen“ gerichtet. Aktueller Anlass ist die Novellierung der Grundordnungder Evangelischen Landeskirche in Baden. Professor Christoph Schneider-Harpprechtvon der Evangelischen Fachhochschule in Freiburg, der kirchlichen Hochschulevon der die meisten badischen Diakoninnen und Diakone kommen, verwies in seinemStatement auf die Bedeutung des Predigtamtes für die Diakone. Denn in das Verständnisvom Predigtamt, wie es in der jetzigen Grundordnung der Badischen Kirche gefasstist, sei die Diakonenschaft mit einbezogen. Jedoch sei bei der in Arbeit sichbefindlichen novellierten Form der Grundordnung, das Predigtamt auf das "lautegesprochene Wort" beschränkt. Diesem Verständnis vom Amt des Predigens,das in Wort und Tat geschehe, könnten Diakone nicht zustimmen, so der Hochschullehrerund erhielt lebhaften Applaus.
Das ist nur eine von vielen Fragen, mit der sichdie Berufsgruppe beschäftigt. Andere sind: Sitz und Stimmrecht im Ältestenkreisoder entsprechendem Gremium? Was ist angemessene Dienstkleidung beim Haltenvon Gottesdiensten? Soll sich die Berufsbezeichnung in Baden künftig in Diakoninund Diakon ändern?
Autorin: Christina Müller, Öffentlichkeitsreferentinim Evangelischen Kirchenbezirk Karlsruhe und Durlach